Vier Hände für Schumann
Die Schallplatte kam erst 100 Jahre später. Wenn die Musiker der Generation von Robert Schumann Orchester- oder Kammermusik hören wollten, obwohl gerade kein Orchester zur Hand war, griffen sie zum vierhändigen Klavierauszug und spielten selbst. Für den kommerziellen Erfolg einer Komposition war darum ein guter Auszug „à quatre mains“ unerlässlich, weshalb die Komponisten die Arrangements entweder selbst anfertigten oder sie zumindest scharf überwachten.
Robert Schumann war auch so einer. Den Auszug seines dritten Streichquartetts (1842) überließ er zwar Otto Dresel, aber er schaute selbst 1852 noch einmal drüber. Deshalb steht hier kein Ton, mit dem Schumann nicht einverstanden gewesen wäre. Das Klavierquintett wurde zwar erst 1858, also zwei Jahre nach Schumanns Tod angefertigt - aber immerhin von Clara Schumann höchstpersönlich. Das darf als authentisch gelten. Die beiden Stücke eröffnen eine Naxos-Reihe der autorisierten vierhändigen Schumann-Bearbeitungen, herausgegeben von Joachim Draheim. Für Schumann-Freunde ist das ungemein spannend: Kam der Komponist wirklich so ausschließlich vom Klavier, wie gerne behauptet wird - sind also seine sämtlichen Ensemblestücke verkappte Klavierwerke?
Mit Sicherheit nicht. So sensibel Mariko und Volker Eckerle auch spielen, die Bearbeitung lässt sich doch heraushören. Das innige Streichquartett fließt im linearen vierstimmigen Satz so zart dahin, als nähmen sich die Pianisten absichtlich zurück; das ungleich populärere Quintett hingegen klingt im vierhändigen Satz recht massiv, fast wie ein gestutztes Orchesterwerk.
Mag auch daran liegen, dass sich das Klavierduo um eher neutrale Wiedergaben zu bemühen scheint; als wollte es wirklich jeden einzelnen Ton hörbar machen. Genau das macht aber auch den Reiz dieser Einspielung aus: Der Vergleich mit dem Original drängt sich immer auf. Wer diese vierhändige Fassung kennt, wird das Klavierquintett von Robert Schumann künftig anders, aufmerksamer hören.