Besonderes Transkriptions-Erlebnis


Auch mit den Weltersteinspielungen im zweiten Teil ihres Schumann-Zyklus bereichert das Klavierduo Eckerle die vierhändige Klavierliteratur richtungsweisend.

Dass kammermusikalische Arrangements in Zeiten ohne beliebigen medialen Zugang oftmals die einzige Möglichkeit darstellten, um bei fehlendem vollem Besetzungsumfang Musik aufzuführen oder bekannt zu machen, ist keine neue Erkenntnis. Dabei aufgrund seiner weiten Verbreitung und klanglichen Möglichkeiten im speziellen Fokus: das Klavier. Völlig neu und ausnahmslos als Weltersteinspielung erschienen sind dagegen die vorliegenden Bearbeitungen Schumannscher Werke, die das Klavierduo Eckerle für Naxos eingespielt hat. Auf der nunmehr zweiten CD ihres Zyklus sind Transkriptionen der Streichquartette op. 41/1 und op. 41/2 sowie instrumentalspezifisch erweiterte Versionen der 'Sechs Stücke in kanonischer Form' op. 56 aus den 'Studien für Pedalflügel' enthalten.

Atmosphärisch auf den Punkt gebracht

Nicht selten standen die Komponisten ihren Verlegern gegenüber für derartige Neuadaptionen selbst Pate. Im Fall der beiden Quartette stammen die Arrangements aus der Feder des Leipziger Konservatoriums-Absolventen und Schumann-Bewunderers Otto Dresel (1826-1890), wurden jedoch vor ihrer Drucklegung vom Meister persönlich revidiert, nach Maßstäben modernen Urheberrechts also ausdrücklich autorisiert. Beiden vierhändigen Fassungen der Quartette merkt man die hohe satztechnische Kompetenz Dresels an: Die Stimmen verschmelzen durchweg homogen, streichertypische Legato-Phrasen werden so gekonnt umgesetzt, dass man, würde man die Originale nicht kennen, meinen könnte, es tatsächlich mit originären

Klavierkompositionen zu tun zu haben.

Für eine wirksame Ausführung entscheidend hinzukommen muss zur kompetenten Übertragung aber noch ein Weiteres: eine so exakt aufeinander abgestimmte, energetisch aufgeladene Spielweise, wie sie das Klavierduo Eckerle bietet. Mit warmem, differenziertem Ton und überlegt dosierten Crescendi bauen sie melodische Spannungsbögen, wie im 'Adagio' des a-Moll-Quartetts oder des variierten 'Andante' im F-Dur-Schwesterwerk, auf und ab. Mit hellwacher dynamischer Zeichnung bringen sie im ersten Quartett die flimmernde Atmosphäre des Scherzos und die aufgewühlte Unruhe des 'Presto' ebenso auf den Punkt wie die Charaktere der beiden metrisch turbulenten und kontrastreichen Schlusssätze des Opus 41/2. Lediglich dessen Kopfsatz könnte etwas mehr agogische Zugkraft vertragen.

Präziser polyphoner Dialog

In ihrer ursprünglich zweihändigen Form sowohl für Klavier als auch auf der Orgel als technisch kaum machbar galten schon immer die Studien op. 56. Gleich mehrfach wurden sie deshalb – unter anderen von Georges Bizet und Claude Debussy – für Klavier zu vier Händen bzw. für zwei Klaviere bearbeitet. Die vorliegende Version der kanonischen Stücke stammt von Theodor Kirchner (1823-1903), einem von Schumanns intensiv geförderten eigenen Schülern. Auch deren auf zwei Instrumenten besser realisierbaren Schattierungen zwischen gesättigter Klangfülle und subtiler Expressivität wird das Interpreten-Duo eindrucksvoll gerecht. Dazu kommt genau diejenige präzise Gestaltung, auf die es im polyphonen Dialog zwischen beiden Spielern denkbar ankommt. Hintergrundinformationen, wie man sie sich zu derartigen Raritäten wünscht, liefert das Booklet.