Wertvolle Repertoireerschließung


Diese Aufnahmen sind nicht nur als diskographische Pionierarbeit, sondern auch in ihrer pianistischen Umsetzung unbedingt lohnenswert.

Ausschließlich originäre Orchesterwerke enthält der bei Naxos erschienene dritte Teil eines zyklischen Projekts, in dessen Rahmen das Klavierduo Eckerle sukzessive vierhändige Klavierbearbeitungen von Schumanns kammermusikalischem und orchestralem Oeuvre einspielt. Wie vielfach auch in den vorangegangenen Folgen werden auch hier Weltersteinspielungen vorgelegt, dieses Mal erneut ausnahmslos, was verdeutlicht, wie verdienstvoll das Vorhaben allein schon unter dem Gesichtspunkt der Repertoireerschließung ist. Mit im Paket enthalten ist sozusagen das zertifizierte Qualitätssiegel: Sämtliche Arrangements wurden entweder von Schumann selbst abgenickt oder sogar von ihm selbst verfasst.

Blindes Verständnis

Am Beginn steht die Adaption der 'Manfred'-Ouvertüre, nach Schumanns eigener Meinung eines seiner gelungensten Werke. Ausnehmend gelungen auch die Interpretation des Klavierduos Eckerle: Vom allmählichen Spannungsaufbau der Einleitung und dem nervös aufgewühlten Hauptthema über den in sich gekehrt reflektierenden Mittelteil bis zum meditativen Ausklang gelingt dem Duo eine durch und durch vitale und emotionale Interpretation. Energetisch aufgeladene Tremoli, punktgenaue Intonation und ein zwischen Bassregionen und Diskant ausgewogenes Timbre zeugen davon, dass sich die Partner im Zusammenspiel blind auf einander verlassen können.

Symphonische Dimensionen

Über die ebenso zu Lord Byrons 'Manfred'-Dichtung gehörende Zwischenaktmusik und die 'Rufung der Alpenfee' wird mit gleichbleibender musikalischer Intensität die Brücke zur ‚Rheinischen’ geschlagen. Auch in diesem, wie die 'Manfred'-Bearbeitungen von Carl Reinecke als prominentem Zeitgenossen verfassten Arrangement erbringen Mariko und Volker Eckerle den Nachweis, wie gut sie aufeinander eingespielt sind. Im groß angelegten Kontext haben vollgriffige Akkordblöcke ein jederzeit strahlendes Volumen, auf der Skala nach oben und unten hin dynamisch und agogisch variable Schattierungen liefern ein Klangbild, das vom einen auf den anderen Moment wirkungsvoll zu changieren vermag und den symphonischen Dimensionen vollauf gerecht wird. Genauso wichtig in den romantisch-üppigen Klanggefilden: Nirgendwo verkleben Phrasen beim Pedalgebrauch. Im zweiten Satz weiß die geschliffene Staccato-Artikulation zu überzeugen, im vierten bringt die Formation die breit angelegten Phrasen mit musikalisch ausladenden Gesten auf den Punkt. Wo im Finale kontrapunktische Elemente hinzutreten, ist ihr Spiel gekennzeichnet durch präzise stimmliche Auffächerung und stets hörbar hellwaches Musizieren, das bei aller Ausdruckskraft den dramaturgischen Bogen nie überspannt. Nicht weniger gut gelungen sind die Darstellungen der beiden zudem enthaltenen Ouvertüren zu 'Hermann und Dorothea' und den 'Szenen aus Goethes Faust'. Und so vielsagend wie hier würde man sich auch den Begleittext in manch anderem Booklet wünschen.